Putins Blockade
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3. März 2022 – Putins Blockade
Putin blockiert auch das Schreiben. Wohl 'n Schluck Kaffee draußen irgendwo, aber dann Papier rausholen und notieren ist weniger. Eben die Blockade. Nicht schreiben, mehr sprechen liegt an. Man trifft Bekannte und unterhält sich. Muss sich unterhalten, muss den Deckel hochheben und die Emotionen rauslassen. Was ist los in der Ukraine? Wo können wir die Flüchtlinge unterbringen? Weitet sich der Krieg aus – bis hin zum Einsatz von Atomwaffen?
Ungeheuer viele Aspekte sind zu nennen, sind wichtig, sind entscheidend, müssen durchdacht werden. Wobei es um die Einzelheiten nicht geht. Einfach nur reden. Reden statt schreiben, statt dichten.
Immerhin rückte man zusammen. Auf dem Chlodwigplatz ganz eng. 250 000 drängten sich, hieß es. Gaby und ich nicht. Mehr am Rande, draußen vom Café aus die Szene beobachtend. Wo auch Li saß mit zwei Bekannten, Li, die Frau von Heinrich Pachl, dem verstorbenen Kabarettisten. Lange nicht gesehen. Und man erinnerte sich an gemeinsame Kriegszeiten. Nämlich damals beim Kernkraftwerk Brokdorf, und damals bei der geplanten Stadtautobahn an der Inneren Kanalstraße. „Der Bert und Heinrich und ich“, sagte Li und grinste zu Gaby und ihren Bekannten rüber, „wir waren mit unserer „Nippeser Baggerwehr“ seinerzeit wohl die erste Bürgerinitiative in Köln.“ Nun, es war ganz gut, Gesinnungsgenossen, Gesinnungsgenossinnen zu treffen. Und auch hier wieder das Zusammenrücken.
Später näherten Gaby und ich uns der Masse, die sich nur langsam Richtung City bewegte. Die Kölner hatten ein Zeichen gesetzt, hatten Karneval, aber vor allem das Wohl der Menschheit im Blick.
Man war zusammengerückt. Aber Freiheit, weiter freier Raum um sich wäre besser. Wo man seinen Kugelschreiber übers Papier wandern lässt und seinen Gedanken Ausdruck verleiht – ungestört, ungebremst, ohne Blockade.
© Bert Brune 2022.